Erben der Gegenwart
Performance in concert
Musik, Text, Konzept, Choreographie, Bühneninstallation und live: kunstgruppe GOTTLIEB
Uraufführung: Theater Hebbel am Ufer HAU 2, Berlin, 2004
eine Parata gegen Macht Habgier und Täuschung
Jede gerade jetzt getroffene Entscheidung von uns selbst oder anderen ist das Erbe unserer eigenen jetzt Gegenwart. Diese einfache aber in ihrem Ausmaß umfassende Tatsache macht kunstgruppe GOTTLIEB in ihrem Stück Erben der Gegenwart zum Thema um die politische und ethische Verantwortung jedes Menschen in jedem jetzt Moment aufzuzeigen. Auch nichts tun macht zum Täter.
In den 6 deutschsprachigen ein Personen Stücken schauen die großen Leidverursacher Habgier, Täuschung, Menschenverachtung, durch die Fenster in die Wohnstuben der kleinen alltäglichen Probleme; symbolisch jeweils als Buch vertretene Erbschaften Einzelner.
6 englischsprachige Opera lassen hierzu eine Parallelwelt entstehen ohne jedoch diesen Hintergrund zu verlassen. Durch die Verknüpfung beider Welten entsteht ein Ist-Teppich auf dem sich das Publikum assoziativ bewegt.
Die Verursacher menschlicher Misere: Globale Kapitalverflechtung, Imperialismus, Propaganda, um nur einige zu nennen, werden, wie zum Zeitpunkt der Uraufführung im postkommunistischen gesellschaftlichen Leben als verpönte Wörter nicht beim Namen genannt. Eine Ausnahme möchte hier als Kunstgriff irritieren.
Ihre Präsenz und Wirkung kündet jedoch aus der Symbolik von Wort, Aktion, Zahl und Material in diesem Stück.
Das Bühnenbild zu diesem Stück ist radikal reduziert. Eine weitläufige Bühne, bestückt mit nur wenigen Requisiten (6 Bücher / 6 Gläser gefüllt mit Wasser / 6 Stück Kreide) lässt ein Gefühl der Leere, des Verlorenseins entstehen.
Durch eine detaillierte festgelegte Choreographie ergeben sich stets neue räumliche Formen.
Die beklemmend anmutende Strenge der Choreographie, die deutschen Texte die trotz ihrer Härte, Fantasie-offene Einzelfäden dem Zuschauer hinwerfen und auch der Lust zum Lachen durch Komik einen Raum geben, sowie die Musik als starkes, selbstbewusstes und hemmungslos fühlendes Element, sind Mosaiksteine, die die beiden Akteure von kunstgruppe GOTTLIEB auf einem dicht gewebten Ist-Teppich aus Schauspiel Tanz und live Musik überzeugend agieren lassen.