Schwarz Rot Kohle
Gesamtrauminstallation auf 4 Ebenen
Ebene 4 von 4

Auf der 4. Ebene tauchte die Vergangenheit des Hauses anhand sensibler Erinnerungsträger, in Form analog erstellter Fotos mit Details des Hause, in einer von kunstgruppe GOTTLIEB Anfang der 2000er Jahre entwickelten Form der Fotografie–Malerei und Fotografie–Installation, auf. Zu dieser neu entwickelten Kunstform gibt es Schriften zu den Entwicklungen und Forschungen von KGGB (siehe hierzu unter Lehren und Forschung). Die Sichtweise von KGGB schlugt dabei den Bogen zur Gegenwart. Die Details der Räume erschienen, ohne Einsatz verfremdender Mittel, wie Malereien und Skulpturen.

Präsentiert wurden die Bilder in einer spektakulären Fotoinstallation. Eine besondere, von KGGB entwickelten Form der Fotopräsentation, die auch schon bei großen Schauen 2004 oder zur Europäischen Kulturhaupstadt 2010 inszeniert und gefeiert wurden.
Auf dem Boden breitetete sich ein atemberaubendes 5 Meter breites Gesamtgemälde aus, in dem man auf den zweiten Blick wieder die Materialien des kohleschwarzen Gummis, ein Sandfeld und zahlreiche, teilweise in repetierter Form angeordnete, Fotografien und Fotogruppen entdeckte.
Der Blick wanderte kontinuierlich vom Gesamtbild in die Gruppen, dann ins Einzelbild und wieder zurück. Nach einer Weile spazierte die Aufmerksamkeit abenteuerlustig durch die verschiedenen Wahrnehmungsebenen. Hinzukommend ergaben sich auch durch die Veränderung der Betrachtungsposition im Raum immer wieder neue Zusammenhänge.

Die Fotos entstanden nach intensiver Ersichtung des Hauses und wurden bewusst ausschließlich in analoger Technik erstellt. Jedes Bild wurde mit dem Wissen erstellt, dass es, gleich einer Erfahrung die zur Erinnerung wird, nie mehr gelöscht werden kann; sozusagen für immer im Gedächtnis eingebrannt ist.
Details, Materialien, Linien, Strukturen ließen auf dem Fotopapier gleichsam Landschaften, Malereien, Skulpturen ans Licht kommen, die in dem scheinbar Alltäglichen unglaubliche Dinge zu Tage treten ließen.
Um das subjektive Wesen der Erinnerung in das Werk zu involvieren, arbeiteten die Künstler für die Filmentwicklung mit einem Fotogroßlabor zusammen. Denn jede Erinnerung ist zusätzlich der reinen Sinneswahrnehmung, von zahlreichen nicht kontrollierbaren und individuell stets unterschiedlichen Faktoren wie Sicht und Historie des Wahrnehmenden abhängig und kann somit niemals objektiv sein.

Um die Bilder, die Erinnerungsträger, ebenso dem Unkontrollierbaren auszusetzen, übergaben die Künstler das belichtete Filmmaterial dem Großlabor. Das Ergebnis war nun von zahlreichen Faktoren wie der aktuellen Mode der Farbgebung und den Tagesbedingten Einstellung der Maschinen abhängig. Eine Vorgehensweise die bereits ebenfalls ab den frühen 2000ern von kunstgruppe GOTTLIEB immer wieder angewendet wurde.

Die Fotos wurden technisch weder nachbearbeitet oder verfremdet noch in ihrem Ausschnitt verändert. Die Wirkung ging allein von der Sicht und den Entdeckungen der Künstler aus. Auf diese Weise wurde der Blick des Betrachters unweigerlich auf eigene Entdeckungsmöglichkeiten gelenkt und das Haus aus ganz anderen, bisher ungesehenen, Sicht und Sichtzusammenhängen gesehen.
Trotz der kraftvollen Erscheinung der Installation, war diese höchst flüchtig, verletzlich und angreifbar. Keines der Materialien war befestigt. Ein heftiger Windzug, unbeabsichtigte oder beabsichtigte Eingriffe seitens Besuchern, hätten das Installationsgemälde in Sekunden zerstören können. Die Künstler lieferten sich absichtlich den äußeren Einflüssen aus.

Komplettiert wurde die Gesamtrauminstallation durch eine Tryptichoninstallation, freihängend an der Wand, die Bezüge hinab zur 3. und 1. Ebene schuf. Darüberhinaus korespondierte diese und die Fotoinstallation wiederum mit einer weiteren, auf die Funktionen des Hauses hinweisende und in der KGGB Raum-Ich Technik entwickelten, Installation.
Näheres hierzu ist auch in dem mit den Künstler geführten Interview zu diesem Gesamtwerk zu entnehmen.